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Kees Unglück und Klaas Wunderkäse


Ganz am Ende des Westender Sees, nicht weit weg vom Haarlemmermeer, denn das gab es damals noch, wohnten einmal zwei Brüder auf einem großen alten Bauernhof. Der älteste Bruder hieß Kees Unglück, denn wenn er auch ungeheuer reich war und das ganze Anwesen ihm gehörte, so hatte er doch Unglück in allem, was er unternahm, besonders in seinem eigenen Leben. Der jüngere Bruder hieß Klaas Wunderkäse. Und warum er so hieß, werdet ihr gleich hören. Klaas war immer von Vater und Mutter sehr knapp gehalten worden; er hatte nicht einmal lesen und schreiben lernen dürfen und wurde deshalb immer für dumm angesehen. Als die Eltern tot waren, hatte Kees den Hof geerbt, und Klaas nichts. Aber Klaas bekümmerte das nicht, er sagte nur immer:

"Wenn Gott mir hilft, dann geht es gut, Was auch ein anderer dagegen tut."

Und das sang und flötete er sein ganzes Leben lang. Einen anderen Wortlaut kannte er sowieso nicht. Er arbeitete als Tage Löhner den ganzen Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bei seinem Bruder. Und er musste immer die schwerste Arbeit verrichten; Mähen, die Wassergräben ausbaggern und Heu aufladen. Sein Bruder tat nur die leichteste Arbeit und riss sich kein Bein ab.

Aber Klaas war glücklich, und Kees nicht. Klaas hatte sieben Kinder, alles gesunde Jungen, und Kees bekam kein einziges. Lohn bekam Klaas nie. Weil nun Kees Unglück Sonntag morgens immer vom Saufen am Samstagabend ausschlafen musste, hatten sie verabredet, dass Klaas Wunderkäse dann allein die Kühe melken sollte. Diese Milch gehörte dann auch ihm allein; das war dann zugleich sein ganzer Wochenlohn. Weiter durfte er dann noch eine eigene Kuh auf dem Land von Kees umsonst weiden lassen. Nun wirst du wohl denken, dass Klaas Wunderkäse an einmal Melken längst nicht genug hatte, um mit seinen sieben Kindern rundzukommen, aber da irrst du dich gewaltig. Denn wenn Klaas am Sonntagmorgen für sich selbst molk, dann sang er, weil er doch keine Zeit hatte, zur Kirche zu gehen, die ganze Zeit nur;

"Wenn Gott mir hilft, dann geht es gut, Was auch ein anderer dagegen tut."

Und dann hörten die Kühe zu und gaben wohl dreimal soviel Milch wie gewöhnlich.

Von der Milch musste Klaas natürlich auch Käse machen, denn sie wohnten so abgelegen, dass es keine Möglichkeit gab, auch nur eine Kanne frische Milch zu verkaufen. Und siehe, da gab es wieder ein Wunder, denn die Milch, die Klaas Wunderkäse sonntags singend gewann, ergab auch dreimal soviel Käse wie in der Woche und abends. Aber das kam, weil Klaas beim Rühren und Schöpfen nur sang;

"Wenn Gott mir hilft, dann geht es gut,

Was auch ein anderer dagegen tut."

Und das kam bestimmt nicht daher, dass er sich auf die Künste verstand, wie sein neidischer Bruder wohl einmal sagte. Und siehe, da gab es noch ein drittes Wunder. ,In Klaas Wunderkäse machte nicht nur am Sonntagmorgen sond Käse wie sein Bruder in der ganzen Woche, nein, der Käse war auch immer so gut, wie er nur sein konnte. Da fehlt nicht was daran:

er war nie locker oder aufgegangen oder zu weich, nichts von alledem. Ja, der Käse war so gut, dass Klaas, wenn er ihn in Leiden oder Breukelen oder Gouda auf dem Markt verkaufte, wohl dreimal soviel dafür bekam wie sein Bruder für seinen Käse. Das kam daher, weil er, wenn er auf der Brigg zum Markt führ, immer sang:

"Wenn Gott mir hilft, dann geht es gut, ,

Was auch ein anderer dagegen tut..

Und dann war dieser Käse der leckerste, der in ganz Holland zu bekommen war, so dass die Kaufleute sich um ihn stritten. Das ging eine ganze zeit lang gut, aber schließlich wurde Kees Unglück, sein Bruder, so knauserig, dass er Klaas das Licht in seinen Augen nicht mehr gönnte. Warte nur, er würde ihn schon kleinkriegen. Es fing damit an, dass er sagte, Klaas darf nicht mehr am Sonntagmorgen. Sondern am Samstagabend die Milch für sich behalten. Kees Unglück lachte sich ins Fäustchen, dass Klan das gut und, denn nun konnte er noch viel früher zum Wirtshaus gehen, um zu saufen und Karten zu spielen. Aber es änderte sich auch jetzt nicht das geringste. Die Kühe gaben weiter dreimal soviel Milch, wenn Klaas sie alleine molk, auch am Samstagabend; die Milch ergab weiter dreimal soviel Käse, und der Käse war genau dreimal leckerer als der von Kees Unglück.

Als Kees Unglück sah, dass er Klaas Wunderkäse auf diese Weise nie kleinkriegen konnte, ließ er ihn wieder am Sonntag morgen melken, aber er blieb selbst auf der Lauer stehen. Und dann hörte er Klaas singen.

"Oh", dachte er, "liegt da der Hase im Pfeffer? Nun, auf die Kunst verstehe ich mich auch."

Und zu Klaas sagte er: "Klaas! Du brauchst heute Abend nicht zu melken, dann hast du auch einmal frei. Ich werde schon alleine melken..

"Das ist gut, Kees!. sagte Klaas, denn zum ersten Mal, seit er erwachsen war, hatte er nun einen Abend frei, den er gleich dazu benutzte, um mit seiner Frau und den Kindern einmal zur Kirche zu gehen, in der er nicht mehr gewesen war, seit er arbeiten musste.

Nun, jetzt wollte Kees Unglück es auch einmal probieren. Er bindet seine erste Kuh an, setzt sich darunter und fingt auch an zu singen:

"Wenn Gott mir hilft, dann geht es gut,

Was auch ein anderer dagegen tut..

Aber das ging schlecht aus, das kann ich euch versichern.

Er hat die erste Zeile noch nicht gesungen, da gibt ihm die Kuh einen Tritt, daß er mit ein paar gequetschten Rippen im Schlammgraben landet.

Nun, die Milch war er natürlich auch los. Er gibt der Kuh einen Schlag auf die Haxen, daß die petzen fliegen. Und wie viel Milch er noch von ihr bekommt, das kannst du dir wohl ausmalen.

Nun, dann probiert er es bei Nummer zwei. Aber Jettchen gibt ihm auch einen kräftigen Stoß. Nun mal bei Trinchen probiert, dann bei Dnisitae, dann bei Spitshorn, bei Falbe Blesse und bei Weißrücken. Aber wie er sich auch anstrengte, es ging wie bei Nummer eins, und die Milcheimer blieben an diesem Abend von innen knochentrocken.

Kees Unglück konnte gerade noch nach Hause humpeln, so hatten ihn die Kühe zugerichtet.

Nun, er schnaubte vor Wut, als er wieder laufen konnte. Und ein paar Tage später sagte er zu seinem Bruder: "Klaas, nun wollen wir eins miteinander verabreden: du singst jemals wieder beim Melken, oder du singst immer! Hast du das genau verstanden?.

"Ist in Ordnung, Bruder., sagte Klaas Wunderkäse. Aber es änderte sich nichts: wenn Klaas alleine und für sich selbst melkt, geben die Kühe dreimal soviel, und wenn Kees dabei ist, kommt nur ein armsehliger Strahl heraus.

Und weil Kees Unglück seinem Bruder nichts gönnt, wird er aut die Fuchsteufelswild auf ihn. Schon bald hat er ein Mittel gefunden, um Klaas zu malträtieren. Wie schon gesagt, durfte Klaas eine Kuh für sich auf dem Land seines Bruders weiden lassen. Seine Frau hatte das Tier schon zur Hochzeit mitgebracht, so war es eigentlich die Kuh der Bäuerin, wie das hier öfter vorkommt. Es war ein eigenartiges Tier, hell und mit einem dunklen Streifen vom Kopf bis zum Schwanz, es hatte einen unmöglich komischen Kopf. Von ihr hatte Klaas während der Woche viel Milch für seine Familie.

Eines Abends kann sich Kees Unglück nicht mehr länger beherrschen, er nimmt ein großes Käsemesser und schneidet damit der Kuh von Klaas den Hals ab. Am nächsten Morgen finden sie das arme Tier ausgeblutet auf der Weide liegen. "Wer kann das nur getan haben?. weinte Klaas, denn er liebte das Tier sehr.

Aber Kees sagte: ,leer hat halt keine Nachricht hinterlassen, Klaas. Ich würde nur rasch an die Arbeit gehen..

Klaas Wunderkäse entgegnet nichts. Weinend häutet er seine einzige Kuh und lässt den Rest vom Metzger wegholen.

Dann geht er mit dem Fell der Kuh nach Hause zurück und zeigt es seiner Frau. Die versteht es auch so genau, und er braucht ihr weiter nichts dazu zu sagen. Ja, und da saß Kees nun, ohne Knecht. Aber es war Sommer, und da kamen genug Männer aus Gelderland an die Tür und baten um Arbeit. Er stellt also einen solchen Kerl anstelle seines Bruders ein. Er ist nicht gerade glücklich mit ihm. Mähen kann der neue Knecht aus Gelderland, das hat er gelernt, aber melken? Schon in wenigen Tagen waren Alle seine Kühe total verdreht. Und wie dann der Käse wurde, das brauche ich dir sicherlich nicht weiter zu beschreiben; nicht zu essen! Aber auch Klaas Wunderkäse saß in der Klemme, denn er saß zu Hause ohne Arbeit.

Da sagte seine Frau; "Klaas, stehendes Wasser verdirbt. Geh mal heraus und schau, dass du das Kuhfell loswirst. Dann kannst du dafür wohl ein kleines Kälbchen kaufen, und dann haben wir doch später wieder eine Kuh, wenn es auch nicht mehr eine so schöne ist."

"Ach", sagte Klaas Wunderkäse, "was haben wir denn noch davon? Kannst du ein Kalb ohne Milch großziehen?"

Aber er machte sich doch auf denn stille sitzen, das konnte er nicht.

Zuerst war ihm das Glück nicht günstig. Klaas, der keine Müdigkeit kannte, wanderte ganz bis Leiden, um den Leuten dort sein Kuhfell zu verkaufen. Aber sie sagten; " Klaas Wunderkäse verkauft Kuhfelle. Das ist kein gutes Zeichen; dann wird es mit schönem Käse auch bald aus sein. "Ein Stück weiter sagten sie sogar; "Alle seine Kühe sind an der Pest eingegangen. Leute, passt auf" kauft das Fell nicht, denn sonst bekommen die Kühe hier auch die Pest, und das Elend kennen wir hier zur Genüge." So wanderte Klaas immer nur weiter. Da kam er an einem großen Herrensitz vorbei, wie es die heute wohl nicht mehr gibt. Er hatte solchen Hunger und Durst, dass er zu sich sprach; "Ich will hier fragen, ob sie etwas für mich zu Essen haben, denn so geht es nicht mehr lange.

Und er läuft durch den Park auf das große Haus zu. Er sucht nach der Schelle neben der Tür, aber die gibt es nicht. Es gibt wohl einen großen Klopfer an der Tür, aber dieses Instrument kannte Klaas nicht, und da er nicht anders kann, läuft er um das Haus herum und schaut einmal durch die Fenster.

Ja, und was er da sah, das ist eigentlich nicht für kleine Ohren bestimmt, weißt du. Aber es gehört doch dazu, und ich will es dann einmal so erzählen, wie es mir mein Vater erzählt hat.

In einem großen geschnitzten Sessel von wohl zwei Meter Breite sitzt ein vornehm gekleideter Herr mit einer hübschen Dame auf seinen Knien. "Nun", sagte Klaas für sich, "was sie da machen, das weiß ich nicht, aber sie sind wohl darauf eingerichtet. Sollte ich einmal reich werden, möchte ich später auch Solche Sessel haben. Was würde Griet sich darüber freuen!" Und er schaut weiter zu, das begreifst du!

Nun, als sie dann so ungefähr mit dem Knutschen fertig waren, sieht Klaas, dass die Dame zur Wand läuft und ein Gemälde zur Seite schiebt. Hinter dem Gemälde befindet sich ein Kästchen in der Mauer, und in diesem Kästchen stehen große Flaschen mit Rotwein und Weißwein, und eine Geldkiste steht daneben. Klaas sieht, wie der Herr und die Dame einen Schluck davon nehmen, und etwas später sieht er, dass die Dame dem Herrn auch noch Geld zusteckt. Nun versteht Klaas das Ganze überhaupt nicht mehr. Aber das Rätsel wird schnell gelöst. Denn auf einmal ertönt ein lautes Geratter vor dem Haus. Die Dame und der Herr erschrecken heftig. Sie fahren hoch. Und nun sieht Klaas, dass der Herr von der Dame in einem großen Wäscheschrank versteckt wird und dass die Gläser und Flaschen wieder schnell in das Kästchen hinter dem Gemälde gesteckt werden.

Nun geht Klaas ein Licht auf. Und er geht ruhig zurück zur Vordertür. Jetzt ist offensichtlich der Herr des Hauses gerade nach Hause gekommen, denn es ist eine prächtige Kutsche mit vier Pferden davor auf den Hof vorgefahren. Klaas sieht, wie ein vornehmer Herr mit einem hohen Hut und einem grauen Bart aussteigt und wie wohl vier Diener in einer blau- grünen Livree sich ergebenst vor ihm verneigen.

Aber der Herr achtet kaum auf den Bauern. Er sieht ihn zwar in seiner schwarzen Hose, dem blauen Kittel und seinen weißen Holzschuhen mit dem Sack über der Schulter da stehen und fragt ihn; "Aber fremder Mann! Was willst du hier?"

"Ach, Mein Herr", sagte Klaas einfach, "ich bin das ganze Stück vom Westend hergelaufen, um mein Kuhfell zu verkaufen, denn man hat nur meine einzige Kuh ermordet, und die Leute wissen nicht einmal, dass das Fell einer ermordeten Kuh wahrsagen kann!

Nun scheu sich der Herr und die Lakaien doch einmal einander an, und dann brechen sie in ein ohrenbetäubendes Gelächter aus. Es sieht so aus, als wolle der Herr den fremden Bauern wegschicken. Aber dann flüstert ihm einer der Lakaien etwas ins Ohr, und dann sagt er; "Weißt du was, alter Mann, du wirst wohl müde und hungrig sein. Sei heute Abend mein Gast. Meine Gattin wird sicher großen Wert darauf legen, dass du uns heute Abend etwas von deinen Erlebnissen berichtest.

"Das wird sie sicherlich" sagt Klaas grimulig, " mein Fell sagt mir sogar, dass sie mir heute Abend noch die Hand vor Dankbarkeit küssen wird, wenn ich weggehe!"

Die Lakaien brachen in lautes Gelächter aus, aber der Herr sagt; "Das wollen wir noch sehen, Bauer. Aber ich fürchte, dass es mit deinem wahrsagendem Sack nicht so viel auf sich haben wird!" Klaas lässt sie nur lachen. Aber er darf auf jeden Fall hereinkommen, und ein wenig später ißt und trinkt er sich dick und rund. Waffeln mit Sirup haben sie für ihn gebacken, und Buttermilch steht daneben. Er entschädigt sich reichlich für den ganzen Tag Hungerleiden. Und währenddessen machen sich der feine Herr und seine Frau über den dummen Bauern lustig, der so fürchterlich viel fressen kann.

"Nun", fragt der Herr, "schmeckt es dir, Bauer?"

"Natürlich!" sagt Klaas. "Aber wenn ich mit dem Essen fertig bin, dann genehmige ich mir immer noch ein Gläschen weißen oder roten Wein, weißt du? Und mein Fell erzählt nur, dass es die auch hier im Hause gibt."

"Natürlich", sagt der Herr, "mein Keller ist reichlich versehen. Aber was da drin ist, ist nur für "Menschen", begreifst du?"

Klaas hält sein Ohr wieder an den Sack. "Mein Fell sagt, dass der Wein gar nicht im Keller ist. Er ist in dem Zimmer nebenan. Und wenn ich es richtig verstanden habe, muss auch noch eine Geldkiste danebenstehen!"

Nun wird der Herr doch neugierig, aber die Hausfrau ist so weiß wie ein Tuch geworden. Auf die Aufforderung des Herrn hin geht Klaas Wunderkäse nun in das Zimmer nebenan, und zur stummen Verwunderung von allen schiebt er das Gemälde zur Seite und zeigt, dass die Sachen wirklich da sind. Von diesem Augenblick an halten ihn der Herr, die Dame und die Diener für einen Propheten.

"Kannst du vielleicht noch mehr fremde Dinge in diesem Haus entdecken?" fragt der Herr so schüchtern wie ein

Schoßhündchen, nachdem Klaas eine ganze Flasche kräftigen Weins ausgetrunken hatte. Klaas hält wieder sein Ohr an den Sack.

"Ja!" sagt er, "mein Sack sagt, dass noch ein fremdes Ding im Haus ist, das nicht hierher gehört. Es ist ein Einbrecher hereingeschlichen und hat sich in dem großen Wäscheschrank versteckt, der am Fenster im anderen Zimmer steht. Aber du brauchst keine Angst vor ihm zu haben, denn er steht jetzt schon drei Stunden darin. Und ich glaube, dass er vor Schreck ohnmächtig herausfallen wird, wenn du die Tür öffnest.

Die Dame stößt schon kleine Angstschreie aus. Klaas sieht sie mal an, macht aber einfach weiter. Er geht in das andere Zimmer, öffnet die Tür mit einem Ruck, und jawohl, kaum hat er sie geöffnet, als der junge Herr, der die ganze Zeit darin gesessen hatte, vor Schreck und Erschöpfung ohnmächtig wird und wie ein Mehlsack in das Zimmer rollt.

"Junker Raefvan Roeienstein! " sagt der Hausherr entsetzt. "Juliker Raef als Einbrecher! Wer hätte das je gedacht!" Und die Lakaien bringen ihn mit der Droschke zum Amtmann von Leiden, der ihn sofort in den Turm steckt.

"Nun wird es Zeit, dass ich aufbreche", sagt Klaas, "denn mein Sack sagt, dass meine Frau ziemlich unruhig wird." Aber der Herr will noch eins von ihm wissen.

"Guter Wundermann, kannst du auch sagen, wie die Beratungen im Landtag morgen ausgehen werden? Daran ist mir nämlich sehr viel gelegen, verstehst du?"

"Jawohl, das begreife ich", sagt Klaas Wunderkäse, obgleich das weit über seinen Horizont geht. Er hält sich jedoch gut, horcht an seinem Sack und sagt dann; "Mein Sack sagt, dass die Guten wieder mit den Bösen leiden müssen, Mein Herr, wie es immer auf der Welt gewesen ist!"

"Großer Himmel!" seufzt der Herr, während er völlig außer Atem in einen Stuhl sinkt, "der Gesetzentwurf wird demnach angenommen werden! Ja, es war vorauszusehen... " Nun, ihr versteht, dass da die Herrschaft von der Wunderkraft des Sacks von Klaas überzeugt war, und man ihn fragt, ob er ihn vielleicht verkaufen wolle.

"Aber natürlich ! " sagte Klaas Wunderkäse. "Dafür bin ich ja ganz vom Westen hergekommen. Aber da gab es niemand, der mehr als fünftausend Taler dafür geben wollte. Aber dafür tue ich es nicht, weißt du!"

"Aber!" sagte der Herr, noch ganz verwirrt. "Lass den Sack nur hier, und ich werde dir morgen oder übermorgen

die Summe dann bringen lassen, wenn du mir nur sagst, wo du wohnst...

"Morgen?" sagte Klaas. "Da muss ich eben hören, was mein Sack dazu sagt!. . . Nein, das wird nicht gehen, Mein Herr! ein Sack sagt, dass ich das Geld direkt mitnehmen muss, sonst würde ich wenig Freude daran haben.

Nun müsst ihr wissen, dass der Herr beabsichtigte, das Geld nie mehr zu bezahlen, sobald er den Sack hatte. Als er dann auch noch hörte, was Klaas sagte, war er völlig überzeugt, dass der Sack die Wahrheit sprach. Klaas bekam also einen großen Sack mit, in dem sechstausend Taler waren. Es war schon gut, dass Klaas mehr Kräfte als ein gewöhnlicher Mensch besaß, sonst wäre er nicht weit mit dem Sack gekommen, so schwer war der. Als Klaas zur Tür herausging, flüsterte er der Dame zu; " Und wenn du nicht sofort wie eine Katze meine Hand leckst, werde ich deinem Maim noch etwas anderes erzählen!" Und der Dame wurde noch mehr übel vor Angst, als ihr schon war, und sie kniete vor ihm nieder, als ob er ein heiliger Mann sei, und küsste ihm die Hand. Als der Herr das sah, konnte er keine Worte mehr finden. Aber da machte sich Klaas aus dem Staub, weil er Angst hatte, dass der Herr, wenn er sich etwas erholt hätte, den Betrug wohl merken und ihn fassen würde.

Mühsam schleppte er sich Nach Leiden und suchte da sofort ein Fuhrgeschäft auf" denn den Sack konnte man wirklich nicht tragen, selbst Klaas schaffte das nicht. Es war tiefe Nacht. Aber als Klaas einein Taler sehen ließ, rollte schon bald eine prächtige Droschke mit zwei Pferden davor auf die Straße. Und darin wurde Klaas Wunderkäse wie ein Fürst nach Hause gebracht. Dem Kutscher erzählte er, dass er in Leiden einen Sack Kartoffeln gekauft habe und dass er einmal vornehm nach Hause fahren wolle. Morgens früh kamen sie in Westend an, gerade als Kees Unglück sich zum Melken aufmachte. Klaas dankte dem Kutscher und nahm seinen schweren Sack wieder auf den Rücken.

"Rel. schrie ihm sein Bruder schon entgegen, "ist dein KuhMi heute Nacht in dem Sack gewachsen, oder hast du ,es gegen einen Malter Spreu getauscht? Ha, ha, ha leer Klaas!. "Guck mal hier!. sagte Klaas trocken, "ich muss dir noch dafür danken, dass du meine Kuh totgeschlagen hast, denn du weißt natürlich nicht, dass Kuhlie augenblicklich in Leiden in Gold bezahlt werden, seitdem die Pest dort war. So knapp sind sie geworden!. Und voll Stolz zeigte er seinem Bruder den Schatz. Ja, und nun war Klaas Wunderkäse so reich wie das Meer tief ist, so dass er sogar, wenn die Amstel ausgetrocknet wäre, keine Armut gekannt hätte. Du verstehst du! Aber sein Bruder rief direkt dem Knecht aus Gelderland, der bereits am Melken war, zu: "Hör nur mit dem Ziehen auf! Wir stechen sofort alle Kühe ab und verkaufen die Fellel Dann sind wir noch zwanzigmal reicher als dieses Häufchen Elend da. Und dann brauchen wir unser ganzes Leben lang keine Kühe mehr zu melken oder Käse zu machen!

Du hatte er nicht tauben Ohren gepredigt. Die Messer wurden geschliffen, und in einer halben Stunde lagen zweiundzwanzig gesunde Kühe tot da. Als es Abend war, spannten sie das Pferd vor den Wagen, und morgens früh waren sie schon in Leiden.

Nun, da wurden sie herzlich empfangen. Als sie erzählten, dass sie alle ihre Kühe geschlachtet hätten, um die Felle verkaufen zu können, wurden sie alle beide ins Irrenhaus gebracht, denn jeder dachte, dass sie vollständig verrückt geworden seien. Und wenn sie es noch nicht waren, so wurden sie es vor Ärger, dass sie so hereingefallen waren. Aber Klaas lebte lange und ruhig von seinen Talern.

Klaas hatte sieben Jungen, die nun für ihn auf dem Hof arbeiten konnten, denn sein Bruder kam nie mehr zurück. Als sie erwachsen waren, kaufte er ihnen allen einen eigenen Hof dort irgendwo in der Welt zwischen Uithoorn und Aalsnieer. So kommt es, dass man dort heute noch solche riesigen Bauernhöfe sieht. Und wer das nicht glaubt, der soll ruhig selber mal hingehen und sie sich ansehen.