zurück || Homepage

Der verwunschene Papagei
Gerti Follmann-Pflüger


Es war einmal in einem Land, das ca. 24-mal größer ist als Deutschland, da lebte ein junges, bildhübsches Mädchen, Maria.
Sie hatte noch 6 Geschwister. Sie war das älteste Kind. Die Familie lebte in einer Hütte, in der kaum Platz für alle war.
Der Vater hatte keine Arbeit und er trank gerne und viel Zuckerrohrschnaps. Die Mutter war den ganzen Tag damit beschäftigt, für reiche Herrschaften zu arbeiten, um etwas Geld zu verdienen, damit sie Lebensmittel kaufen konnte, damit ihre Kinder satt wurden.

Maria hatte das große Glück, dass sie eine Schule besuchen durfte. Zeit zum Hausaufgaben machen hatte sie allerdings nicht, weil sie nach der Schule in einem Restaurant als Küchenhilfe arbeiten musste. Nach der Arbeit war sie oft hundemüde. Dies konnte sie jedoch nicht davon abhalten, auf ihrem Weg nach Hause an der Sambaschule des Nachbarortes vorbei zu schauen. Sie hörte die Samba-Rhythmen schon aus weiter Entfernung und ihre Schritte wurden schneller und schneller bis sie endlich vor dem großen weit geöffneten Fenster der Sambaschule stand. Wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie die Paare tanzen sehen und sie übte in ihren ausgetretenen Schuhen die Schritte und träumte davon, eines Tages eine große und weltberühmte Samba-Tänzerin in einem berauschend schönen Federkostüm zu werden.

Gleich nebenan am Tanzsalon befand sich eine Kneipe in der viele Männer saßen und gebannt einem Fußballspiel im Fernseher zuschauten. Marias Blick fiel auf den Fernseher, der etwas erhöht an einer Wand angebracht war und sie sah zum ersten Mal einen Fußballspieler, der sie faszinierte. Er war ein Spieler der ganz besonderen Art; er beherrschte die Kunst des Ballspiels in einer solchen Perfektion, besser als jeder Samba-Tänzer tanzen konnte und Maria erstarrte nahezu als sie seine kaffeebraunen Augen sah. Sie hörte die Männer, wie sie seinen Namen riefen:

RONALDO

Und der Ruf traf sie mitten ins Herz hinein.

Maria schaute auf die angestaubte Uhr in dem Lokal und sie erschrak, hatte sie doch die Zeit ganz und gar vergessen. Wenn sie zu spät nach Hause käme, würde es großen Ärger geben. Die Eltern würden sie bestrafen und sie dürfte am nächsten Tag nicht zur Schule gehen.
Sie kannte eine Abkürzung nach Hause, doch dieser Weg führte direkt am Amazonasstrom vorbei. Der Weg war nicht ungefährlich. So führte er durch dichten, bemoosten Urwald mit wilden Tieren und die Dunkelheit brach bald heran. Die Angst vor der Bestrafung ihrer Eltern lies sie jedoch in den Wald zum Amazonasstrom laufen und sie traf dort auf einen Papagei, der auf einem verlassenen, mit Moos bewachsenem Stuhl saß und sie ansprach:

"Wohin des Wegs, schönes Kind?“ Maria erschrak und fragte den Vogel, wieso er denn sprechen könne und der Vogel antwortete:

„Ich bin ein verzauberter Vogel; ich kann sprechen und wenn du willst alle deine geheimsten Wünsche erfüllen.“

„Das glaube ich dir nicht“, sagte Maria.
„Doch, doch“, sagte der Papagei. „Du kannst mich doch klar und deutlich hören. Lieber jedoch würde ich fliegen. Denn Fliegen, das ist mein Leben, meine Leidenschaft. Doch ich bin einem bösen Fluch erlegen.

 

Ich bin an diesen Stuhl gebunden. Meine Verbannung erlischt erst, wenn du eine schwere Aufgabe löst“.

„Ich habe nicht viel Zeit“, sprach Maria. „Das trifft sich gut“, erwiderte der Papagei.

„Nenn mir den Namen deines Liebsten!“ Maria überlegte nicht lange, sie wollte schnell fort und rief:

RONALDO

„Und was ist dein innigster Wunsch?“

„Ich möchte eine große Samba-Tänzerin werden und berühmt sein und niemals mehr in Armut leben müssen.“

„Gut“, zischte der Papagei. „Dann nenn mir zu jedem Buchstaben, der in dem Namen deines Liebsten vorkommt, deine Wünsche. Sie werden alle in Erfüllung gehen und wenn du es schaffst, dann bin ich frei und ich werde wieder fliegen können und ich bringe dich zu ihm hin über den Amazonasstrom, dorthin wo das Glück auf dich wartet. Es gibt lediglich eine Bedingung zur Erfüllung des Rätsels. Du hast nur 5 Sekunden Zeit.“

Der Vogel zupfte sich eine blau-gelbe Schwanzfeder aus dem Gefiederkleid und bewegte sie wie einen Taktstock und rief: „Los geht’s!“

Maria zitterte und rief voller Erregung:

R = reich möchte ich sein
O = ohne Krankheiten und Sorgen möchte ich leben
N = natürlich und naturverbunden muss ER sein
A = außergewöhnlich Fußballspielen können muss ER
L = liebevoll muss ER sein
D = direkt muss er sein und immer sagen, was er denkt
O = offen für tiefe Gefühle und mein Herz im Sturm
erobern muss ER

In dem Moment als sie das letzte Wort aus ihrem Mund ausgesprochen hatte, lies der Papagei seine Feder aus der Kralle fallen, breitete seine Flügel aus und schwang sich in de Lüfte und nahm Maria mit über den großen Amazonasstrom, wo am anderen Ufer Ronaldo schon auf sie wartete, auf die große Samba-Tänzerin, die den Sambaschritt so gut tanzte wie er den großen Fußball spielte.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann …


Dieses Märchen wurde mir von Gerti Follmann-Pflüger ( Lotusblume@O2online.de ) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright für dieses Märchen liegt ausschließlich bei Gerti Follmann-Pflüger