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Der geizige Mann
Türkisches Märchen


In alter Zeit, als die Fliege noch Imam war, als meine Mutter meine Wiege schaukelte, hat sie sie umgeworfen. Mein Vater ergriff die Feuerzange, meine Mutter packte die Wiege und ging um die vier Ecken. Als das Kamel noch Ausrufer, der Esel noch Barbier war und ich die Wiege meines Vaters schaukelte, da hatte einmal eine arme Frau drei Töchter. Diese waren sehr arm.
Da kam eines Tages ein Reiter auf einem Pferd aus Sma­ragd und mit goldenem Wagen, indem er den Staub zu Wolken aufwirbelte, und machte vor ihrem Haus halt. Er klopfte an die Tür und wünschte die älteste Tochter von der Frau, Damit war die Frau einverstanden und gab sie ihm.

Der Mann machte sich mit dem Mädchen auf den Weg. Nach zwei Tagen und zwei Nächten kamen sie vor ein großes Schloss. Der Mann nahm eine Dose aus seiner Tasche, aus der Dose kam eine andere, aus dieser wieder eine andere und schließlich kam aus der letzten Dose eine kleine Kichererbse zum Vorschein. Diese reichte er dem Mädchen mit den Worten:
"Die Hälfte dieser Erbse gehört dir, die andere mir. Das ist schon zu viel, aber verzeih mir."
Das arme Mädchen war aus Angst einverstanden. Am fol­genden Tag gab ihr Gatte ihr zehn Para mit der Mahnung:
"Nimm das Geld und geh zum Bad!"
Sogleich holte das Mädchen seine goldenen Holzsandalen und die Badeausrüstung und begab sich zum Bad. Nachdem es ordentlich gebadet hatte, gab es, als es hinausging, dem Badewärter die zehn Para. Darüber war der Badewärter sehr erfreut und trug ihr die Holzsandalen und die Badeausrüstung nach Hause. Darüber war der Mann erzürnt und sperrte seine Frau im Keller ein.
Am folgenden Tag ging der Mann ins Haus der Mutter des Mädchens und sprach:
"Die älteste Schwester wünscht ihre jüngere Schwester zu sehen." Mit der jüngeren Schwester begab er sich heim.
Wie die ältere Schwester schickte er auch sie zum Bade. Weil dem Mädchen aber die goldenen Holzsandalen ge­stohlen worden waren, warf er auch es in den Keller.
Schließlich begab er sich noch einmal zum Hause der Mäd­chen, um die jüngste Tochter zu erbitten, und behandelte sie in derselben Weise. Als er nach Hause gekommen war, gab er dem Mädchen eine Erbse, worauf das Mädchen entgegnete:
"Ich esse überhaupt nichts! Warum sollen wir es tun? Wir wollen sie für morgen aufbewahren."
Diese Antwort gefiel dem Mann sehr und er gab dem Mäd­chen einundvierzig Schlüssel mit der Weisung:
"Vierzig Türen kannst du öffnen, aber die einundvierzigste Tür darfst du nicht öffnen."

Das Mädchen war damit einverstanden und begann die Türen zu öffnen. Als es zum letzten Zimmer gekommen war, da zögerte es etwas, öffnete dann aber und trat ein. Drinnen sah es eine eiserne Tür. Als es diese eiserne Tür geöffnet hatte, da ergossen sich Goldmassen über den Raum. Das Mädchen sammelte nun all das viele Gold.
Am folgenden Tag gab der arme Mann dem Mädchen zehn Para mit den Worten:
"Geh damit zum Bad und bring fünf Para davon zurück!"
Das Mädchen holte die Holzsandalen und die Badeaus­rüstung und ging zum Bad. Als es dann hinausging, gab es etwas von dem Gold, das es aufbewahrt hatte, dem Bade­wärter. Zu Hause angekommen, gab es das Geld dem Mann zurück:
"Ich habe im Badehaus ohne Geld gebadet."
Daraufhin ging der Mann auf die Straße. Unterwegs sah er, wie zwei Kinder sich wegen eines Vogels stritten. Jedem von beiden gab er fünf Para und kaufte den Vogel. Als er heimgekommen war, sagte er zu dem Mädchen:
"Nimm ihn, du kannst einen Flügel einen Monat lang, den anderen einen Monat lang, seinen Kopf zwei Monate und seinen Körper acht Monate lang essen. Alles das reicht dir für ein Jahr."
An jenem Tage waren nun der Kadi, der Imam und der Bürgermeister des Stadtviertels in dem Haus zu Gast. Das schlaue Mädchen brachte zusammen mit dem Essen, welches sie früher vorbereitet hatte, den ganzen Vogel auf den Tisch. Als der Mann das sah, da schwanden ihm die Sinne und er begann zu stottern:
"Alles, alles, aber auch alles..."
Da wandte sich das Mädchen an den Imam, den Kadi und den Bürgermeister:
"Da hört ihr es ja, er sagt: Mein ganzes Hab und Gut soll dir gehören! Ihr seid Zeugen!"
In der Tat, der Mann starb und das Mädchen erhielt all sein Hab und Gut.

Sie befreite ihre Geschwister und brachte sie zu ihrer Mut­ter zurück. Sie aßen, tranken und lebten gut. Sie haben ihr Ziel erreicht, wir wollen es uns gemütlich machen.