Der spanische Prinz

Es war einmal ein Prinz, der sagte eines Tages zu seinem Vater, der der König war, er wolle in die Welt ziehen und sein Glück suchen. Und der hieß ihn, sich im Stall das beste Pferd auszusuchen oder genauer, das Pferd, das dem Prinzen am besten gefiel.

Der Prinz geht also in den Stall, um sich ein Pferd zu holen und sieht eines, das ungemein dünn ist. Da spricht er: »Merkwürdig, dass mein Vater ein Pferd besitzt, das so dünn und so alt ist?«

Dann hört er das Pferd zu sich sprechen, und es sagt:

»Spanischer Prinz, wenn du morgen in die Welt ziehst, musst du unter all den Pferden mich wählen. «

Also nahm er am nächsten Tag das magere Pferd, und auf ihm ritt er die Straße hinunter.

Er ritt und ritt, und schließlich kam er an eine Wiese, da spricht das Pferd zu ihm: »Spanischer Prinz, steig ab, nimm mir den Sattel ab und lass mich frei.«

Der Prinz tat, wie ihm geheißen, und sofort wurde aus der alte Mähre das schönste und stärkste Pferd, das man je gesehen hat. Danach legte ihm der Prinz wieder den Sattel auf und ritt auf der Straße weiter.

Nach einer Weile lag da ein goldener Apfel. Da sprach das Pferd zu ihm: »Nimm ihn nicht auf. Das bringt Unglück.«

Der Prinz aber hörte nicht darauf und hob ihn doch auf.

Wieder ein Stück, und auf der Straße lag ein goldenes Hufeisen, und abermals sagte das Pferd zu ihm: »Nimm es nicht auf, es würde dir nur Unglück bringen. «

Und wieder hörte er nicht, sondern nahm es an sich.

Abermals ein gutes Stück weiter fand er eine Ameise, die war im Begriff, in einer Pfütze Wasser zu ertrinken. Das Pferd hieß ihn, sie herauszuziehen, und das tat er auch und gab ihr ein Stück Brotrinde.

Später trafen sie einen Adler, der in einem Dornbusch hängengeblieben war. Das Pferd hieß den Prinzen, den Vogel zu befreien, und auch jetzt folgte er dem Ratschlag des Pferdes.

Wieder ritten sie weiter und stießen auf einen Wal, der an Land geraten war. Das Pferd hieß den Prinzen, ihn wieder ins Meer zu stoßen, und auch das tat er.

Sie ritten und ritten, bis sie an ein Schloss kamen. Dort wurden sie von einigen Rittern empfangen, die sprachen zu dem Prinzen: »Auf dich haben wir schon lange gewartet, spanischer Prinz! «

Er blieb drei Tage in diesem Schloss, und sie gaben ihm ein Buch und hießen ihn es lesen, und darin kam ein Baum mit goldenen Äpfeln vor, das Pferd mit den goldenen Hufeisen, von denen eines fehlte, und der Prinz las da auch von der Schönheit der Welt. Dann kam der Besitzer des Schlosses und sprach zu ihm: »Du sollst mir nun den Baum mit den goldenen Äpfeln bringen, das Pferd, dem das goldene Hufeisen fehlt und die Schönheit der Welt. Gelingt dir das aber nicht, hast du dein Leben verspielt.«

Nun, der Prinz geht in den Stall, wo das Pferd steht, und erzählt dem Tier, was geschehen ist.

Das Pferd sagt zu ihm: »Morgen verlangst du ein Seil von einer bestimmten Länge, ein paar Vögel und erbittest dir acht Tage Zeit. «

All dies wurde ihm zugestanden, und darauf machte er sich auf die Suche nach dem Baum mit den goldenen Äpfeln.

Zwei Tage später fand er einen herrlichen Garten, und das Pferd spricht zu ihm: »Spanischer Prinz, dort wächst der Baum mit den goldenen Äpfeln. Um Punkt zwölf Uhr öffnet sich das Tor des Gartens um einen Spalt. Dann nimm dein Seil und geh hinein. Zwölf Löwen werden auf dich zukommen. Wirf ihnen die Vögel zum Fraß vor, und während sie die Vögel fressen, binde das Seil um den Stamm des Baumes und trag ihn heraus. Aber wenn der letzte Glockenschlag ertönt und du hast bis dahin den Garten nicht verlassen, dann sitzt du auf immer dort gefangen. «

Der Prinz tat, wie ihm das Pferd geheißen, und vor dem zwölften Glockenschlag war er zurück.

Nun brachten sie den Baum zum Schloss und gruben ihn dort ein. Und acht Tage später trug er bereits goldene Äpfel.

Der Besitzer des Schlosses sagte: »Bravo, aber nun musst du mir auch noch das Pferd mit den goldenen Hufeisen herbeischaffen.«

Wiederum ging der Prinz in den Stall zu dem Pferd und erzählte ihm, was nun gefordert wurde, und sein Pferd sprach: »Erbitte dir morgen wieder ein langes Seil.«

Das gaben sie ihm, und er ritt aus auf der Suche nach dem Pferd mit den drei goldenen Hufeisen.

Sie kamen zu einer Einzäunung, darin eingesperrt waren Pferde, die sich ungebärdig bewegten und ausschlugen.

Da riet das Pferd dem Prinzen: »Geh hinein und fang das Pferd mit den goldenen Hufeisen, aber achte darauf, dass du vor dem zwölften Glockenschlag wieder draußen bist. «

Er tat, wie ihm geheißen, und dann brachten sie das Tier zum Schloss. Der Besitzer sah, dass es nur drei goldene Hufeisen trug. Aber der Prinz wies auch noch das vierte vor, und es passte.

Nun sagte der Schlossherr: >Jetzt fehlt nur noch die Schönheit der Welt. «

Wieder beriet sich der Prinz mit dem Pferd, und das Tier riet ihm: »Bitte wiederum um ein Seil, und außerdem brauchst du ein paar Süßigkeiten.«

Darauf zogen sie aus, um sich nach der Schönheit der Welt umzuschauen. Auf halbem Weg hielt das Pferd plötzlich inne und sprach: »Spanischer Prinz, siehst du dort den Marmorfelsen? An dieser Stelle werde ich zurückbleiben. Du aber musst weitergehen. Du wirst an ein Schloss gelangen. Dort werden mehrere junge Frauen herauskommen. Alle werden sie dich umarmen wollen. Das darfst du aber nicht zulassen, denn wenn das geschieht, wäre es dein Ende. Wirf ihnen die Süßigkeiten hin, geh hinein, hole die Schönheit der Welt, und im übrigen weißt du ja, ehe der zwölfte Schlag verklungen ist, musst du wieder zurück sein. «

Der Prinz ging zum Tor des Schlosses. Beim ersten Glockenschlag sprang das Tor auf. Die Frauen kamen heraus, und er warf ihnen die Süßigkeiten hin und machte sich auf die Suche nach der Schönheit der Welt.

Aber der zwölfte Glockenschlag erklang, und er war immer noch im Schloss. Da sprach die Schönheit der Welt zu ihm: »Nun versteck dich, ich werde dreimal nach dir suchen, und wenn ich dich finde, gehört dein Leben mir. Finde ich dich aber nicht, dann bin ich dein und werde mit dir gehen. «

Und der Prinz sagte bei sich: »Großer Gott, wo soll ich mich nur verstecken?«

Da fiel ihm der Wal ein, und er dachte: »Vielleicht könnte der mir helfen. «

Kaum hatte er das gedacht, da befand er sich auch schon auf dem Grund des Ozeans.

Die Schönheit der Welt aber schlug im Schloss ein Buch auf und begann darin zu lesen, und dies war es, was sie las:

»Er ist nicht zu Lande, er ist nicht in der Luft, er ist in des Meeres tiefer Gruft. «

Sofort nahm der Wal den Prinzen und trug ihn zur Schönheit der Welt. Die sagte zu dem jungen: »Einmal hast du nun schon verloren. Versteck dich jetzt wieder. Die Spielregeln kennst du ja. «

Und der Prinz murmelte. "Vielleicht, dass der Adler mir helfen wird.«

Und schon griff ihn sich der Adler und erhob sich mit ihm in die Luft.

Die Schönheit der Welt aber schaute wieder in ihr schlaues Buch, und da las sie:

»Er ist nicht auf Land, er ist auf keinem Fest, diesmal sitzt er in einem Adlernest.«

Im Augenblick trug ihn der Vogel wieder zurück zur Schönheit der Welt.

Nun hieß es: »Jetzt hast du schon zweimal verloren. Wenn ich das nächste Mal gewinne, kostet es dich dein Leben. «

Der Prinz wusste sich keinen Rat mehr, aber dann dachte er an die Ameise und murmelte: "Vielleicht, könnte dieses kleine Tierchen von Ameise mir helfen.«

Die Ameise kam und sprach: »Ich werde dich jetzt auch in eine Ameise verwandeln, und dann verbirgst du dich zwischen den beiden Brüsten der Schönheit der Welt.«

Das tat er, und die Frau las in diesem und jenem Buch nach, konnte aber nicht erraten, wo er steckte. Da warf sie alle Bücher auf den Boden und stampfte mit dem Fuß auf. Aber der Prinz zeigte sich nicht.

Endlich rief sie: »Komm hervor. Ich gebe zu, ich habe verloren. Ich gehöre dir.«

Er kam hervor und erzählte ihr, wo er sich verborgen hatte.

Sie aber ging mit ihm, und beide kamen schließlich an die Stelle, an der das Pferd auf sie wartete. Dann ritten sie zum Schloss.

Der Schlossherr kam und sagte zu dem Prinzen: »Nun gut, du hast alles herbeigeschafft, was ich dir aufgetragen habe. Wenn du jetzt noch im Spiel gegen mich gewinnst, wirst du Besitzer dieses Schlosses und kannst die Schönheit der Welt heiraten. Du musst in einen Kessel mit siedendem Öl steigen, überlebst du das, sind das Schloss und die Frau dein.«

Diesmal riet das Pferd dem Prinzen: »Lass dir ein Gefäß, ein Messer und eine Schaufel geben. Dann hebe eine Grube aus, töte mich und begrabe meinen Kadaver, nachdem du zuvor all mein Blut in dem Gefäß aufgefangen hast. Bade in meinem Blut und dann steige in das kochende Öl. «

Zuerst wollte der Prinz das treue Tier nicht töten, aber das Pferd bat ihn inständig darum. Und also tat er, wie ihm geheißen.

Dann stieg er in den Kessel mit siedendem Öl, und wenn er früher schon ein stattliches Mannsbild gewesen war, so war er nach dem Bad in dem Kessel nur noch schöner.

Der Schlossherr kam, besah sich den Prinzen, schüttelte den Kopf und sagte: »Wie hast du das nur überlebt?«

Der Prinz beschrieb es ihm. Da ließ der Schlossherr seine Knechte ein starkes Pferd schlachten, badete in dessen Blut, stieg dann in den Kessel mit siedendem Öl - und kam um.

Dem Prinz aber gehörte nun das Schloss, und er heiratete die Schönheit der Welt und sie wurden ein glückliches Paar.


Dieses Märchen wurde mir von Dieter [chax@wtal.de] zur Verfügung gestellt.